Periode 2 von 1950 bis 1959


 

Ein kleines, scheinbar gegenstandsloses Bild. Dennoch lässt sich Könekamp von dem Formenreichtum der mikroskopischen Welt inspirieren. Könekamp war stets von der Naturwissenschaft fasziniert und wie bei seinen Landschaften dieser Zeit lässt er sich auch hier von der Wirklichkeit zu eigenen phantasievollen, abstrakten Ausdrucksweisen anregen.
Der Nucleus, kreisförmig, füllt die Bildfläche und hebt sich gegen andere, runde und elliptische Formen im Hintergrund ab. Das Bild ist in dicken Pinselstrichen sehr dicht bis zum Rahmen gemalt. Die Farbnuancen sind von einer erstaunlichen Vielfalt, bei einer auf blau, grau, braun, ocker, schwarz reduzierten Palette. Dieses kleine Bild gehört zu der ersten fruchtbaren Schaffensperiode Könekamps in den fünfziger Jahren.

Nucleus

 
1953
copyright
43 x 56 cm, Öl auf Leinwand,
Besitz: Museum Scolton Manor,
Haverford West

 




Eine weitere Landschaft, die Könekamps Interesse erregte, war die nahegelegene flache, sandige Bucht von Newport. Während der Ebbe floss das Meerwasser durch unzählige Rinnsale zurück, ließ Felsen, Treibgut, Seetang und winzige Pflänzchen sichtbar werden und ließ die Wellenformen im Sand zurück. In stark bewegten, zackigen Linien laufen die schmalen Bächlein vom Vordergrund rechts unten nach oben und führen das Auge gegen den oberen Bildrand, den eine Reihe spitzer Steine abschließt, wo der Sand in ruhigere, horizontale Wellenlinien verläuft.

Low tide in Newport



1953
copyright
93 cm x 94 cm, Öl auf Holz,
Besitz: Museum Scolton Manor, Haverford West



Sea Shells
Seemuscheln




1955
copyright

Dieses Bild entstand in der Zeit, als Könekamp die ihn umgebende Natur zum Hauptinhalt seiner Malerei machte. Treibholz und Muscheln von der sandigen Küste von Newport waren die Inspiration zu diesem Gemälde.
Zwei bizarre Stücke Treibholz, die das Bild bis zum oberen Rand durchziehen, bilden den Hintergrund für zwei riesengroße Muscheln. Treibholz und Muscheln sind von einer unglaublichen Lebenskraft durchdrungen, die sie fast animistisch wirken lässt. Das angeschwemmte Stück Holz links im Bild erscheint wie ein Monster mit Augen und Maul. Die Muscheln haben dunkle Öffnungen wie geheimnisvolle Höhlen.
Das Äußere der Muscheln in helleren Farbtönen zeigt eine feine Naturbeobachtung. Die geschwungenen Pinselstriche streichen um die Formen und lassen sie plastisch wirken. Auch die quer dazu laufenden Striche auf der rechten Muschel bilden die Form der Muschel nach. Die Farben selbst sind in vielerlei Nuancen, Strichen, Pünktchen aufgetragen.
Hinter dem Treibholz mit den Muscheln ist ein Ausblick auf den Strand der Mündung von Newport gegeben, belebt durch Pfosten, die dort stehen fast wie Menschen. Die Farbigkeit wird dominiert von den gelblichen Nuancen der Muscheln gegen das dunklere Treibholz.
In diesem Bild sehen wir deutlich, wie Könekamps genaue Naturbeobachtung umgesetzt wird in eine expressionistische Form, die dem Ganzen ein völlig neues Leben verleiht.


Inspiriert von T. S. Eliots „The Waste Land“ (1922), einer Reihe von Gedichten, in denen „the dead land“ zum Sinnbild aller Vergänglichkeit wird, allen Todes, des Menschen, der Natur, der Zeiten, der Gefühle ... „Öd’ und leer das Meer ...“. Könekamp findet sein „Eternal Wasteland“ in morschem Treibholz, Muscheln, versteinerten Ammoniten, den toten, doch so ausdrucksstarken Augen angeschwemmter Tierschädel am Strand der Pembrokeshire-Küste. „Huge sea-wood fed with copper, burned green and orange, framed by the coloured stone ...“.
Dieses Bild, gemalt zwei Jahre nach den Muscheln, 1957, zeigt ebenfalls Könekamps intensive Naturbeobachtung und gleichzeitig eine zunehmende Abstrahierung.
Die untere Bildhälfte wird dominiert von dem Ammonit, dessen aufgebrochene Oberfläche winzige kristallisierte 

 

Eternal Wasteland
Ewige Einöde

1957
copyright

Öl auf Hartfaser,
Großformat, 153 x 122 cm

Abschnitte wie aufgereihte Perlen zeigt, die zum äußeren Rand hin in größeren Kreisformen in rötlichen Tönen auslaufen. Die fließenden Farbformen des Ganzen sind abstrahiert und entsprechen Könekamps Fantasie eher als der natürlichen Farbe. Auch das Rotgelb des Sandes dahinter entspricht nicht der wirklichen Farbigkeit des Strandes.
Die vier weißlichen, geisterhaft auftauchenden Tierschädel sowie das Stück einer Wirbelsäule und ein aufragender weißer Knochen beherrschen das Bild und zeigen in der Binnenzeichnung Könekamps Naturbeobachtung. Doch sie sind zu selbständigen Lebewesen geworden.
Der fast erschreckende Realismus des gefüllten Auges in dem Schädel der unteren rechten Bildecke, die genaue Darstellung des oberen Gebisses wirken fast surrealistisch. Im Vergleich mit dem etwas früheren Bild der Muscheln ist Könekamps Expressionismus hier noch mehr abstrahiert
.


 



Dieses Gemälde Könekamps ist eines von denen, die eine Vorahnung von Dingen zeigen, die kommen sollten. Noch bevor Juri Gagarin als erster in einem Raumschiff, einem künstlichen Satelliten, die Erde umkreiste (1961) oder Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat (1969), war Könekamp von dem möglichen Vordringen des Menschen in die unfassbaren Dimensionen des Weltalls fasziniert. 

 


Satellites at anchor
Satelliten vor Anker




1959

copyright
1959, Öl auf Hartfaser






Schon als junger Mathematiker hatte er sich mit Astronomie beschäftigt, und diese hielt ihn auch noch später in ihren Bann. In „seinem“ Weltall sind nicht nur die Satelliten als Himmelskörper dargestellt, sondern auch als Raumschiffe, die wie Pfeilspitzen durch die ellipsoiden Umlaufbahnen der Satelliten dringen. Gleichsam ruhend, erscheint ein helles Oval, das unsere Erde, unser Sonnensystem darstellen könnte.

 

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