Periode 1 von 1933 bis 1949

House of the painter Don Philippe
Das Haus des Malers Don Philippe



1935
copright
Nazaré, Portugal, 48 cm x 35 cm,
oil on cardboard, Öl auf Pappe

Dieses Bild gehört zu den frühesten, erhaltenen Ölgemälden des Künstlers. Entstanden zwei Jahre nach seiner Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Der Verlust seiner Arbeit als Pädagoge (Mathematiklehrer) dort gab ihm die Chance, sich jetzt völlig der Malerei zu widmen.

Während einer schöpferischen Phase in Nazaré, in der Könekamp in schneller Folge sieben verschiedene Bilder malte, lernte er Don Philippe kennen, einen berühmten portugiesischer Porträtmaler.

Das Bild spiegelt den Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts wider, der damals für Könekamp wegweisend war. Das hellgelbe Haus, die orange-rötlichen Zigeldächer, die bläulichen Schatten – Licht und Farben des Südens – die dick aufgetra-gene Ölfarbe, die bewegten Pinselstriche erinnern an Van Gogh.

  

Das Bild entstand in den ersten Jahren seiner Internierung. Von England aus wurde Könekamp nach Kanada gebracht. Dort erhielt er während seiner Haft die Erlaubnis zu malen. Einige wenige Bilder aus dieser Zeit sind erhalten, die von seiner inneren Erschütterung Zeugnis geben.
Eine große Stadt, von oben gesehen, füllt die Leinwand bis zum Bildrahmen und wird von diesem unten und an den Seiten überschnitten. Die Phantasie des Betrachters läßt ihre Größe unbegrenzt erscheinen. Nur oben ist der Himmel (oder ist es das Meer) angedeutet. Eine bewegte, schlangenförmige Straße windet sich durch die Häuser bis zum Horizont. Die Hochhäuser des Stadtinneren füllen Dreiviertel der B ildfläche. Sie sind vielfarbig in sich, ineinander verlaufende Rot- und Gelbtöne, mit
bläulichen Flachdächern und kleinen Fensterpünktchen an den

Seitenwänden. Keines steht gerade, vielmehr erscheinen die Gebäude wankend, wie von einem Erdbeben aus der Stabilität der Vertikale geschoben. Ganz vorne am unteren Bildrand sind kleinere, kubistisch hingewürfelte Dächer. Links davon ist ein durch viele Kreuze angedeutetes Gräberfeld. Hinter den bewegten Hochhäusern zum oberen Bildrand hin liegen dicht aneinander gedrängt viereckige weiße Häuschen der Vorstadt – seltsam ruhig und stabil im Gegensatz zu der Unruhe der großen Bauten.
Auf der Straße in der Bildmitte zwischen den Hochhäusern hat sich eine Gruppe gestikulierender Menschen angesammelt – links von ich, hinter einer gebogenen
Mauer, ist ein weiteres Gräberfeld. Weiter entfernt an der Mauerkurve vorbei ist wieder eine Menschengruppe neben einem Gräberfeld rechts von der Straße. Noch weiter im Hintergrund, durch Pünktchen


Hunger



1941
copyright
 82 cm x 67 cm, Öl auf Leinwand

angedeutet, sind weitere Menschen-gruppen, dort wo die Straße zum Horizont hin verläuft, und recht davon, nahe dem oberen Bildrand, sieht man wieder ein großes Gräberfeld.
Das Bild wird von einer tiefen Unruhe beherrscht, sowohl in den wankenden Gebäuden, als auch in den ständig changierenden Farben und der sich fast qualvoll windenden Straße, die das Bild von unten bis oben durchzieht.
Das Thema „Hunger“ spielt sicherlich nicht nur auf leibliche Not an, sondern viel-mehr auf den inneren Hunger nach Wärme, Freude, Freiheit, Leben inmitten einer pflanzenlosen Steinwüste und ihrer Trostlosigkeit
. Zwischen dem sonnigen Haus des Malers Don Philippe von 1935 und diesem Bild liegt ein auffallender Wandel des künstlerischen Stils von Könekamp vor, bedingt durch die Zeitgeschichte und sein persönliches Schicksal.

 




Das Selbstbildnis entstand voraussichtlich 1941/42, als Könekamp in Kanada interniert war. Ihm wurde dort die Möglichkeit zum Malen gegeben. Das Bild zeigt ein verhärmtes, blasses Gesicht, die blassblauen Augen aufgerissen mit winzigen Pupillen. Das eine Auge blickt nach links, das andere geradeaus, ein angstvoll gequälter Ausdruck, der zeigt, wie sehr der Krieg und sein persönliches Schicksal den Maler ständig verfolgten. Das Haar ist fast weiß, der Vierundvierzigjährige ist vorzeitig gealtert. Es ist wohl das einzige erhaltene Selbstbildnis
.

Selbstporträt


ca. 1942
copyright
43 cm x 37,5 cm, Öl auf Sperrholz
(Deckel einer Kiste)
Signatur links unten, keine Datierung

 

Aus der Internierung in Kanada 1945 entlassen, war Könekamp nach England zurückgekehrt und hatte sich entschlossen, dort zu bleiben. Er ließ sich schließlich in Wales nieder. Hier lebte seine alte Leidenschaft für die Malerei wieder auf, und er malte ohne Unterbrechung.
Dieses Bild spiegelt eine andere Welt wider – ein Blumenstrauß, Dahlien, auf einem gelben Koffer. Vermutlich entstand dieses Bild in einer vielleicht provisorischen Unterkunft in Wales – der Koffer deutet das Vorläufige des Unterwegsseins an – so ist das Gelb des Köfferchens, die lebhaften Pinselstriche der rot und goldenen Herstblumen und Beeren doch auch ein Zeichen neu gewonnener Lebensfreude.
An die Vergänglichkeit erinnern die abgefallenen Blumenköpfe neben der Vase. Das Bild hat fast etwas Naives. Es ist ein Thema, das wieder an Van Gogh erinnern könnte. Die Grundfarben in verschiedenen Nuancen sind die beherrschenden Farbtöne, was dem Bild eine gewisse Heiterkeit verleiht im Kontrast zu dem dü
steren Hintergrund.


Still-Leben


1945
78 x 88 cm, Öl auf Leinwand

 

 



Pwllgwaelod

1948

copyright
Maße fehlen, Öl auf Sackleinen,
Privatbesitz Fishguard, Wales

Könekamp ließ sich an der Westküste von Wales in Pembrokeshire nieder und wohnte dort in ärmlichen Verhältnissen in einem „cottage“ nahe einer kleinen, einsamen Bucht mit sandigem Strand. Könekamp malt das kleine Häuschen, in dem er damals wohnte, vorne rechts im Bild, in Grautönen auf einem gelben Feld, das von einem Zaun und Steinmauern und niedrigem Gebüsch umgeben ist. Gleich dahinter stehen die weißgetünchten Waliser Cottages. Aus diesen wenigen Gebäuden bestand das Dorf Pwllgwaelod. Zur Bucht hinunter führt eine helle Straße mit weißen Markierungssteinen. Sie verläuft zwischen bunten Feldern, in bewegten Formen und ständig changierenden Farben. Auf der anderen Seite der weißen Häuser liegen bewegte, bunte Farbfelder – braun, gelb, ockergrün, rot. Zum Meer hin, auf der rechten Bildseite, ragen Felsspitzen gegen das Wasser empor. Über allem, dicht unter dem oberen Bildrand, verläuft der Horizont, als blauer Strich über den wechselnden Blautönen des Wassers.

Man schaut auf diese Szene von der Höhe hinab. Die ganze Landschaft und die Bucht werden von einer gewaltigen Bewegung beherrscht, die Pinselstriche bilden einen Farbenstrom, der in Kreisen, Spiralen, Elipsen die Striche wie in einem Tanz miteinander verbindet. Auf grober Leinwand gemalt, der Farbauftrag pastös, oft rauh, ist das Bild dennoch über die ganze Oberfläche durchgearbeitet.
Jetzt begann eine neue Lebensphase für Könekamp, in der er sich zum ersten mal – seit den unruhigen Jahren seiner Flucht, des Krieges und der Internierung – ununterbrochen der Malerei widmen konnte. Jetzt begann er einen für ihn typischen Expressionismus zu entwickeln.
Ausgehend von den Wurzeln des deutschen Expressionismus, besonders Kirchner, beeinflußten ihn entscheidend die Formen der felsig kargen und farbenreichen Landschaft der Waliser Küste und Bergwelt.
Es gehört zu den frühen Bildern in Wales, die bereits den unverwechselbaren Stil Könekamps erkennen lassen und zur zweiten Periode überleiten.

 

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